Produktbeschreibung
Warten Sie nicht auf blühende Landschaften... Stoßen Sie sich lieber vorher gesund!
Irgendwie haben wir es alle ja schon immer gewußt! Der Ausverkauf der Liegenschaften der ehemaligen "sogenannten" DDR konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Dunkle Machenschaften, Schmiergeld und alte Seilschaften lugten hinter jedem neuen irgendwann aufgedeckten Coup hervor. Und wie zur Bestätigung unserer Vermutungen erscheint jetzt ein Spiel mit großem Presserummel von einem original ehemaligen Mitarbeiter der Streuhand, und alles ist so wie in unseren finstersten Träumen. Ein großer, viereckiger Spielplan, viele Karten und eine zweiunddreißig Seiten starke Regel ebnen den Weg zu vier bis sechs Stunden reger Beschäftigung mit jüngster deutscher Geschichte. In jeder der 16 Runden ist jede/r genau einmal am Zug, das Startrecht wechselt. Nach je vier Runden, den Jahreszeiten, kommt es zu einer Abrechnung, nach der die dort ermittelten Verluste und Gewinne sofort zu begleichen sind. Zwischen vier Aktionen ist zu wählen - "Immobilienzocker": Auswürfeln eines der gewinnträchtigen, noch vorhandenen Grundstücke. Mit etwas Glück darf man eigene Ansprüche als Alteigentümer anmelden und erhält das Grundstück kostenfrei. Werden von anderen Ansprüche angemeldet, wird ein Investitionsvorrangverfahren eingeleitet, bei dem das höchste Gebot gewinnt. Bei den drei restlichen Aktionen geht es um Nachverhandlungen mit der bewußten Anstalt, die von den MitspielerInnen repräsentiert wird und mit einfacher Mehrheit über die Anliegen entscheiden. "Arbeitslos": Ein wichtiges Ziel der Betriebe ist das nachträgliche Herunterfahren der Beschäftigungszusage, um durch "Freisetzen" vieler MitarbeiterInnen auf den freien Arbeitsmarkt in die Gewinnzone zu gelangen. "Öko-Desaster": Gewinnträchtig erscheint auch, mit Gefälligkeitsgutachten und Pokerface einen hohen Beitrag der Streuhand zu der Sanierung der ökologischen Altlasten der erworbenen Grundstücke zu erhalten. Der Zuschuß kann durchaus die wirklichen Kosten übersteigen. Und natürlich die "Skandale": Durch Drohungen und Behauptungen geldwerte Vorteile zu erlangen und selbst beim Auffliegen der Aktion ohne Schaden weitermachen zu können. Bei allen Nachverhandlungen versucht man die KollegInnen zu einem positiven Abstimmungsverhalten zu überreden. Dies ist durch Angebote oder Drohungen zu erreichen; es stehen aber auch eine ganze Reihe von Kungelkarten zur Verfügung, die Einflußnahme durch höhere Instanzen bis hin zum Bundeskanzleramt ins Spiel bringen und fast immer zum Erfolg führen. Die Autoren wollen mit ihrem Werk die vielen Fehler des "Aufbau Ost" darstellen und karikieren - was ihnen sicherlich gelungen ist. So vergehen die ersten Runden schnell und amüsant. Doch wer den spielerischen Erfolg nach mehreren Stunden und einigen taktischen Überlegungen sucht, muß die Unausgewogenheit des Spielsystems erleben. Die vorgesehenen Erpressungsmechanismen sind so stark, das alles überlegte Geschick nicht ausreicht, um zu einem kalkulierbaren Ende zu gelangen - was natürlich für die Realitätsnähe spricht. So erscheint mir der Gebrauchswert als politisches Lehr- und Anschauungsstück vollkommen erreicht, der spielerische Aspekt dabei kann die Erwartungen der Massen von Spieltätigen nicht erfüllen.
Für 2-6 Spieler, ab 16 Jahren. Spieldauer: ca. 4 Stunden |